Projektbeschreibung
Einfache Produkte intelligent produzieren (EPRO)
Veränderte wirtschaftliche Außenbedingungen verstärken Aktivitäten und Reaktionen deutscher Industrieunternehmen zur Internationalisierung der Produktion und Globalisierung der Geschäftsbeziehungen. Verfolgt werden dabei – zum Teil auch gleichzeitig – unterschiedliche Strategien der Reduzierung der Fertigungstiefe und der Verlagerung von Teilen des Wertschöpfungsprozesses in ausländische Produktionsstätten. Diese Verlagerungstendenz steigt in den letzten Jahren unübersehbar an und betrifft in besonderem Maße arbeits- und lohnintensive Prozesse der Herstellung einfacher Standardprodukte. Vor diesem Hintergrund wurden im hier vorgestellten Projektvorhaben technische, organisatorische, qualifikatorische und marktorientierte Innovationsmaßnahmen zum Standorterhalt für solche Betriebe erarbeitet, die trotz des allgegenwärtigen Verlagerungstrends Einfachprodukte nach wie vor in Deutschland herstellen.
Hauptanliegen des Projektvorhabens war, über die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen mit einfachen Produkten deren Existenz zu sichern und Industriearbeitsplätze zu erhalten.
Problemhintergrund, Ziele und Konzepte des Verbundvorhabens
Verlagerung ist nicht immer eine Perspektive
Produzenten von Einfachprodukten und Unternehmen, die ihre Produkte in arbeits- und lohnintensiven Produktionsprozessen herstellen, stehen unter einem hohen Konkurrenz- und Kostendruck, der sie vielfach dazu drängt, Produktionsstätten in Länder mit niedrigem Kostenniveau zu verlagern.
Demgegenüber gibt es eine ganze Reihe überzeugender Beispiele für Unternehmen mit Einfachprodukten, die trotz der unzweifelhaft immer schwierigeren Situation bislang erfolgreich in Deutschland produzieren. Um diesen Erfolg auf Dauer zu stellen und diese Produktionsstätten in Deutschland zu sichern, unternehmen diese Einfachproduzenten ständige Anstrengungen der Verbesserung und Optimierung der Produktionsprozesse. Daran knüpfte das Projektvorhaben an. Entwickelt wurden technische, organisatorische und personelle Gestaltungslösungen, um Einfachprodukte „intelligent“ in Deutschland zu produzieren.
Dabei ging das Projekt, durchaus im Gegensatz zur derzeitigen „Standortdebatte“, von folgenden Prämissen aus: Die Bedingungen des Hochlohnlandes Deutschland sind nicht nur Restriktion, sondern bieten auch Chancen für erfolgreiches Produzieren. Dies gilt nicht nur für die viel diskutierten „High-Tech-Produkte“, sondern auch für „Low-Tech-Produkte“
Die Fähigkeit und das Wissen zur Herstellung einfacher Produkte sind unverzichtbare Voraussetzungen für die industrielle Innovationsfähigkeit. Denn erforderlich hierfür ist die Beherrschung der gesamten industriellen Wertschöpfungskette und nicht nur begrenzter Industriesegmente.
Was sind einfache Produkte?
Unter einfachen Produkten wurde im Projekt ein Produktspektrum verstanden,
- das sich durch eine geringe technische und funktionale Komplexität und einen hohen Standardisierungsgrad auszeichnet,
- das in der Regel in großen Serien hergestellt wird,
- und das technisch so ausgereift ist, daß es prinzipiell in sehr vielen Ländern problemlos hergestellt werden kann.
Je nach Art werden diese Produkte im Rahmen automatisierter wie aber auch arbeitsintensiver Produktionsprozesse hergestellt. Betriebe mit einem solchen Produktspektrum repräsentieren ein weites industrielles Feld, das allzu vorschnell bei der gegenwärtigen Standortdiskussion übersehen, ja für die zukünftige industrielle Entwicklung als unwesentlich angesehen wird. Auf dieses Feld mit Standardprodukten bzw. Produkten mit niedriger Komplexität konzentrierte sich das Projektvorhaben mit exemplarischen Entwicklungs- und Umstellungsfällen.
Projektziel: Förderung „intelligenter“ Produktion
Im Verbundprojekt sollten geeignete Maßnahmen zur Förderung „intelligenter“ Produktion einfacher Produkte in Deutschland erarbeitet werden. Dabei ging es um technische, organisatorische und qualifikatorische Innovationsmaßnahmen, die die Existenz von Betrieben mit einem solchen Produktspektrum in Deutschland sichern.
Im einzelnen zielte das Projektvorhaben darauf ab:
- Die unzweifelhaft vorhandenen Ansatzpunkte – „Stellhebel“ – zur Sicherung und zum Ausbau von Produktionsstätten mit Einfachprodukten in Deutschland herauszuarbeiten,
- Diese Ansatzpunkte exemplarisch in den beteiligten Unternehmen zu entwickeln bzw. weiterzuentwickeln,
- Daraus generalisierbare Strategien und Konzepte für den Bereich der Einfachprodukte abzuleiten und breiter umzusetzen
Personelle, organisatorische und technische Strategiefelder
Im einzelnen konnten im Rahmen des Projektes betriebliche Ansätze für die Aufrechterhaltung inländischer Produktion einfacher Produkte in exemplarischen Unternehmensfällen identifiziert und weiterentwickelt werden:
- Innovation der Organisation und des Mitarbeitereinsatzes in ihren verschiedenen Dimensionen (Betriebsorganisation, Arbeitsorganisation, Qualifikation, Entlohnung, Arbeitszeit);
- Innovation der Prozeß- und Verfahrenstechnik u.a. als Folge und Voraussetzung neuer Organisationsformen; zu prüfen war auch, ob es sich im Fall der Einfachprozesse notwendigerweise immer nur um Automatisierungssprünge mit den entsprechenden negativen Beschäftigungseffekten handeln muß.
- Innovation der Produkte, sowohl durch inkrementale Weiterentwicklung bisheriger Produktlinien, als auch durch die Entwicklung einzelner Produkte und des gesamten Produktionsprogramms, ebenso wie die Organisation des Innovationsprozesses.
- Ausbau und Innovation von Marktstrategien und Vertriebswegen; zentrales Moment ist dabei die Erhöhung des Dienstleistungsgehalts der Produkte, der vielfach nur auf der Basis der durch neue Organisationsformen ermöglichten gezielten Nutzung des im Unternehmen akkumulierten Wissens realisierbar ist.
ProjektbearbeiterInnen
- Dr. Klaus Schmierl 089 / 27 29 21 - 0 klaus.schmierl@isf-muenchen.de
Projektlaufzeit
02/1997 bis 10/1999
Projektförderung
Verbundvorhaben im Rahmenkonzept "Forschung für die Produktion von morgen", gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), Projektträgerschaft Produktion und Fertigungstechnologien (PFT) Karlsruhe