Projektbeschreibung
Gesund arbeiten, gesund bleiben in der IT-Wirtschaft
Zukunftsprognosen zur Bevölkerungsentwicklung zeigen, dass aufgrund der rückläufigen
Geburtenraten und der steigenden Lebenserwartung das Durchschnittsalter der Bevölkerung in Deutschland in den nächsten Jahren stark ansteigen wird. Vor dem Hintergrund dieses demografischen Wandels und den damit verbundenen möglichen Engpässen an qualifiziertem und erfahrenem Personal stellt eine nachhaltige, d.h. auf die langfristige Erhaltung, Pflege und Nutzung von Humanressourcen abzielende Personalpolitik gerade in der Wissensökonomie einen zunehmend wichtigen Wettbewerbsfaktor für mehr Innovation, Beschäftigung und Wachstum dar.
IT-Wirtschaft – eine junge Branche wird älter
Bisher spielten in den Unternehmen der IT-Wirtschaft Fragen einer demografiegerechten
und präventiv ausgerichteten betrieblichen Personalpolitik angesichts häufig eher junger
Belegschaften eine untergeordnete Rolle. Es zeichnet sich allerdings ab, dass der Altersstrukturwandel auch in der „jungen“ IT-Wirtschaft eine Herausforderung für die zukünftige Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit darstellt. War noch bis Anfang 2000 die Branche durch überwiegend junge, hoch qualifizierte, männliche Mitarbeiter gekennzeichnet, die zum Teil ohne abgeschlossene Berufsausbildung eine erfolgreiche Spezialistenkarriere absolvieren konnten, so zeigen die Daten der Bundesagentur der Arbeit, dass die Branche in den letzten Jahren zunehmend altert: Der Anteil der über fünfzigjährigen Beschäftigten in der IT-Wirtschaft hat zwischen 1999 und 2004 um 78% zugenommen. Zudem ist davon auszugehen, dass mittelfristig aufgrund der sinkenden Absolventenzahlen in den informationstechnischen Studiengängen mit massiven Personalrekrutierungsproblemen zu rechnen ist.
„Wissensarbeit“: Herausforderung für die gesunde Gestaltung von Arbeit
Die IT-Wirtschaft ist insgesamt durch massiven internationalen Wettbewerb, kurze Innovationszyklen und projektförmige Arbeitszusammenhänge gekennzeichnet. Jüngste Forschungsergebnisse belegen, dass die daraus resultierenden Arbeitsbedingungen mit ihren hohen Flexibilitätsanforderungen auf Dauer hochgradig psychisch belastend sind. Bei immer mehr IT-Fachleuten führen sie inzwischen zu chronischen Erschöpfungssymptomen, gesundheitlichen Beeinträchtigungen und vorzeitigen Leistungseinbußen.
Allerdings erweisen sich viele klassische Methoden der Arbeitsgestaltung oder Stressprävention im Bereich der „Wissensarbeit“ als ‚zahnlose Tiger’. So werden etwa Maßnahmen zur Arbeitszeitbegrenzung nicht selten als Hindernis bei der fristgerechten Aufgabenbewältigung erlebt denn als Schutz vor Überlastung. Andererseits führen rein verhaltensorientierte Maßnahmen zur Gesundheitsförderung zu wenig dauerhaften Erfolgen, weil sie in der Regel Symptome zu kurieren versuchen und zum Wandel auslösender Bedingungen wenig beitragen.
Im Fokus: Prävention – ein Arbeitsleben lang
Diese IT-spezifische Situation im Zusammenhang mit dem wachsenden Problemdruck in
den Unternehmen erfordert spezifische Präventionsansätze, die im Projekt „Demografischer
Wandel und Prävention in der IT“ (DIWA-IT) entwickelt und verbreitet werden sollen. Zentrale Fragestellung des Projekts DIWA-IT ist deshalb, wie Beschäftigte in der IT-Wirtschaft trotz hoher psychomentaler Belastungen gesund bleiben können, und ihre
Arbeitsfähigkeit über unterschiedliche Arbeitslebensphasen mit wechselnden Belastungen
hinweg erhalten und weiterentwickelt werden kann.
Zielsetzung des Projekts
DIWA-IT verfolgt das Ziel, innovative Ansätze einer demografiegerechten und präventiven Personalpolitik in der IT-Wirtschaft zu identifizieren, weiterzuentwickeln und zu verbreiten.
Im Mittelpunkt steht dabei die Entwicklung von Konzepten, die die besonderen Rahmenbedingungen moderner Wissensarbeit angemessen berücksichtigen, und die geeignet sind, die Gesundheit und Beschäftigungsfähigkeit der „Wissensarbeiter“ über den gesamten Erwerbsverlauf hinweg zu erhalten und zu fördern.
Das Projekt verfolgt folgende Teilziele:
- Schärfung des Problembewusstseins für Fragen des demografischen Wandels und der Prävention in Unternehmen und Verbänden in der IT-Wirtschaft
- Identifikation von guten Praxislösungen im Bereich Arbeitsgestaltung und Unternehmenskultur, die einen förderlichen Einfluss auf die Gesunderhaltung von Beschäftigten haben
- Entwicklung und Erprobung von Präventionskonzepten unter besonderer Berücksichtigung von arbeitslebensphasenspezifischen Präventionsbedarfen (Berufseinstieg, Führung, Familienphase, ältere Beschäftigte)
- Aufbau einer themenbezogenen Akteursallianz mit Vertretern aus Unternehmen, Verbänden der IT-Wirtschaft und Präventionsdienstleistern mit dem Ziel des Austauschs und der Verbreitung präventiver Gestaltungsideen.
Projektpartner
- Institut Arbeit und Qualifikation, Gelsenkirchen
- Büro Moderne Arbeitszeiten, Dortmund
- Zu den Unterstützern des Verbundes gehören u.a folgende Verbände und überbetriebliche Akteure:
- Bundesverband Digitale Wirtschaft e.V. (BVDW)
- Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB)
- Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung e.V. (FifF)
- Techniker Krankenkasse (TK)
- Vereinigte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di)
sowie eine Reihe von IT-Unternehmen.
ProjektbearbeiterInnen
- Prof. Dr. Andreas Boes 089 / 27 29 21 - 0 andreas.boes@isf-muenchen.de
- Prof. Dr. Tobias Kämpf 089 / 27 29 21 - 40 tobias.kaempf@isf-muenchen.de
- Dr. Kira Marrs 089 / 27 29 21 - 0 kira.marrs@isf-muenchen.de
- Dipl.-Soz. Katrin Gül 089 / 27 29 21 - 53 katrin.guel@isf-muenchen.de
Projektlaufzeit
06/2007 bis 05/2010
Projektförderung
Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des Programms “Innovationsfähigkeit in einer modernen Arbeitswelt” im Themenfeld „Gesundheitsförderung im demografischen Wandel“ sowie vom Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert. Betreut wird es vom Projektträger DLR im Förderschwerpunkt "Präventiver Gesundheitsschutz".