Transformation im Mittelstand. Eine sozialpartnerschaftliche Lernreise in der Automobilzuliefererindustrie

Projektbeschreibung

Kontext und Motivation

In der Autoindustrie spitzen sich gegenwärtig viele Transformationsprozesse zu. Die Dekarbonisierung des Antriebsstrangs, die Digitalisierung und neue Mobilitätskonzepte stellen nicht nur OEM und Systemzulieferer, sondern auch spezialisierte Zulieferer in der Wertschöpfungskette vor große Herausforderungen. Immer öfter geht es für diese Betriebe nicht mehr nur darum, ihr Kerngeschäft weiterzuentwickeln, sondern auch Technologien und Kompetenzen für neue Produkte zu erschließen. Dafür, wie eine nachhaltige Transformation in solchen KMU sozialpartnerschaftlich und unter Beteiligung der Beschäftigten gelingen kann, gibt es noch wenige Vorbilder und geeignete Vorgehensmodelle.

Ziele und Vorgehen

Ziel des praxisorientierten Projekts war es zum einen, einen mittelständischen Automobilzulieferer bei der Erschließung neuer Geschäftsfelder für neue Mobilitätsformen zu begleiten. Bisher produzierte das Unternehmen hauptsächlich hochpräzise Drehteile für den Antrieb mit Verbrennungsmotoren. Zum anderen sollte aufbauend auf die Erfahrungen im Projekt ein Vorgehensmodell für die sozialpartnerschaftliche Erschließung neuer Geschäftsfelder im produzierenden Mittelstand entwickelt werden. Im Zuge dessen erarbeitete ein Kernteam aus Sozialpartnern und Beschäftigten des Unternehmens mit der Unterstützung der Projektpartner einen Überblick über mögliche Zukunftsprodukte sowie konkrete Transformationsschritte zu deren Erschließung. Dazu wurde eine Sozialpartnerschaftliche Lernreise Zukunftsprodukte durchgeführt, die verschiedene Workshop-Formate u.a. Potenzial- und Anforderungsanalysen zu Wasserstoff & Brennstoffzelle und E-Mobilität mit Akteuren aus diesen Geschäftsfeldern sowie Formate zur Beteiligung der Belegschaft beinhaltete.

Ergebnisse

Im Projekt konnten weitreichende Ergebnisse für das Referenzunternehmen und für ein Vorgehensmodell zur sozialpartnerschaftlichen Erschließung von Zukunftsprodukten erzielt werden. Der Automobilzulieferer hat umfassende Einblicke in die Bereiche Wasserstoffwirtschaft/Brennstoffzelle und E-Mobilität gewonnen und konnte konkrete Bedarfe für die Produktion von Drehteilen identifizieren, z.B. für Ventiltechnik und Kompressoren in der Peripherie der Brennstoffzelle oder bei Elektrofahrzeugen im Thermomanagement, bei Batteriesystemen oder bei Parksperren. Einige konkrete Anfragen konnten bereits während der Projektlaufzeit bearbeitet werden. Außerdem konnte mit dem Unternehmen eine Strategie entwickelt werden, die im Projekt begonnenen Aktivitäten zur Erschließung neuer Geschäftsfelder fortzuführen und langfristig in der Organisation des Unternehmens zu verankern. Die Erfahrungen aus dem Prozess wurden ausgewertet und flossen in die Entwicklung eines übergeordneten Vorgehensmodells für die Erschließung neuer Geschäftsfelder in produzierenden Unternehmen des industriellen Mittelstands unter Beteiligung von Sozialpartnern und Beschäftigten ein. (siehe Grafik prototypisches Vorgehensmodell)

Projekt Add-on: Sozialpartnerschaftliche Lernreise für Zukunftsprodukte als Bildungsmodul für Mitbestimmungsakteure

Aufbauend auf die Projektergebnisse wird ein Bildungsmodul für die Akteure in den Unternehmen des produzierenden Mittelstands erarbeitet. Ziel ist es, das erprobte Vorgehensmodell „Sozialpartnerschaftliche Lernreise Zukunftsprodukte“ didaktisch aufzubereiten, um es für die Arbeit von Betriebsräten und Unternehmensleitungen sowie Gewerkschaften und Verbänden nutzbar zu machen. Dafür wird das Vorgehensmodell in einem interaktiven, praxisnahen Leitfaden dargestellt und ein Konzept für einen beteiligungsorientierten Workshop zur Vermittlung der Lerninhalte entwickelt und getestet. Damit sollen die Akteure im produzierenden Mittelstand in die Lage versetzt werden, Prozesse der Geschäftsmodellentwicklung in ihren Betrieben anzustoßen und sozialpartnerschaftlich zu gestalten.

 

Kooperationspartner

  • Brehm Präzisionstechnik GmbH & Co. KG
  • Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung (ZSW) Baden-Württemberg
  • IG Metall Ulm
  • Team Transformation der IG Metall Baden-Württemberg

ProjektbearbeiterInnen

Projektlaufzeit

09/2023 bis 10/2024

Presse

Video zur LABOR.A-Session „Transformation in KMU sozialpartnerschaftlich gestalten. Praxisbericht einer Lernreise in der Automobilzuliefererindustrie“ vom 19. September 2024. https://vimeo.com/1017904877

Wahle, I.; Tornau, J. F. (2024): Die Förderlinie Transformation. Daten und Projekte, Hans-Böckler-Stiftung, Beitrag zum Projekt „Zukunftsprodukte partizipativ erschliessen“, S. 32-37: Die Förderlinie Transformation – Hans-Böckler-Stiftung (FoFö) (boeckler.de)

Wahle, Ingeborg (2024): Sozialpartnerschaftliche Lernreise – Zukunftsprodukte partizipativ erschließen. 25.7.2024, HBS Mitbestimmungsportal: https://www.mitbestimmung.de/html/zukunftsprodukte-partizipativ-45722.html

Tornau, J. F. (2024): „Das muss raus in die Welt“, Artikel im Magazin Mitbestimmung, Heft 3/2024, Hans-Böckler-Stiftung. Online verfügbar unter: https://www.boeckler.de/de/magazin-mitbestimmung-2744-das-muss-raus-in-die-welt-60396.htm

Betriebsrat gestaltet die Transformation mit – EINE LERNREISE. Vom Zukunftscheck ins Handeln kommen  Lokalseite metall.Dein Magazin 7/8 2024

 

Veröffentlichungen

Alexander Ziegler, Maximilian Locher (2024): Sozialpartnerschaftliche Lernreise für Zukunftsprodukte. Ein interaktiver Praxisleitfaden für den industriellen Mittelstand

 

Alexander Ziegler, Maximilian Locher (2024): Sozialpartnerschaftliche Lernreise für Zukunftsprodukte. Working Paper Forschungsförderung, Nummer 344; Juli 2024

 

Projektförderung